Das Mekong Delta ist eine Region im Südwesten Vietnams, wo der Fluss Mekong in einem Netz von Flussarmen in das südchinesische Meer mündet. Die Flussarme sind durch viele kleine Kanäle miteinander verbunden.
Wir landeten in Can Tho, der größten Stadt der Region und verbrachten ein paar Tage in einem Homestay bei einer vietnamesischen Familie. Can Tho machte auf uns von Anfang an einen sehr ländlichen Eindruck. Im Stadtkern ist Can Tho zwar dicht besiedelt und es herrschte immer reger Verkehr, aber im Vergleich zu den anderen Städten, die wir bereits besucht hatten, kam nie ein Großstadtfeeling auf.
In der Region Mekong Delta sind - kaum zu glauben - vor allem Flusstouren eine sehr beliebte Touristenattraktion und auch wir buchten über unsere Host-Family eine private Bootstour mit drei verschiedenen Stationen. Morgens um 05:30 Uhr fuhren wir zu einem Hafen, wo unser kleines Holzboot und unsere “driverin” Minh auf uns warteten.
- Erstaunlicherweise war auch um diese Zeit schon sehr viel los auf den Straßen Can Thos. Jedes Café war voll von putzmunteren Einheimischen und wir kamen an verschieden Parks vorbei, wo die Menschen Frühsport machten. -
Mit unserem Holzboot fuhren wir auf dem Song Hau, einem Nebenarm des Mekong, zu einem “floating market”. Auf Bildern hatten wir zuvor im Internet gesehen, dass die “floating markets” aus tausenden kleineren schwimmenden Booten bestehen, von welchen Früchte, Fische und andere Waren an andere Boote verkauft wurden. Von oben konnte man auf den Bildern zwischen all den Booten gar kein Wasser mehr erkennen.
Doch der market, den wir zu sehen bekamen, bestand leider nur aus drei oder vier kleinen Holzbooten, welche ein paar Früchte gelagert hatten und immer wieder zu einem der vielen Touristenboote fuhren, um den Touristen Kokosnüsse mit Strohhalmen zu verkaufen. Von einem “floating market”, wie wir ihn von den Bildern kannten, war nichts zu sehen. - Vielleicht lag das einfach noch daran, dass immer noch "Tet" war, also die Zeit des vietnamesischen Neujahrs.
Hier erkennt man die vielen Touristen an den orangenen Schwimmwesten...
Nach der ersten Station bogen wir in einen der vielen kleinen Kanäle ab. Der Kanal war sehr schmal, weshalb die großen Touristenboote nicht hindurch passten und wir fast die Einzigen waren. Die Stimmung war plötzlich ganz anders - so ruhig und friedlich. Rechts und links vom Kanal waren Blechhütten, in denen die Einheimischen lebten. Sie wuschen ihre Kleider im See und hängten sie zum Trocknen an Stangen über den Kanal. Eine Mama badete sogar ihr Kind im Kanal. Die Menschen schenkten uns alle ein müdes, aber zufriedenes Lächeln oder winkten uns zu.
Weiter ging es zur letzten Station, einer “noodle factory”, die wieder sehr sehr viele Touristen anlockte. In der Nudelfabrik konnte man sehen, wie Reisnudelteig hergestellt wird. Die Region Mekong Delta ist aufgrund des fruchtbaren Schwemmlandbodens von der Landwirtschaft geprägt, was jährlich eine riesige Reisernte mit sich bringt - aber auch Kokosnüsse, Fische, exotische Früchte und allerlei Gemüse sind fester Bestandteil der Landwirtschaft.
Die Fabrik war auch für ihre “Pizza” aus Reisnudeln bekannt. Die Reisnudeln wurden hierzu frittiert und mit Sprossen vermischt. Darauf kamen Spiegeleier, ein bisschen Soße, Erdnüsse, Zwiebeln und fertig war die Pizza. Schmeckte super!
Nach der letzten Station, fuhr Minh uns wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die Tour war super, um einen kleinen Einblick in die Region zu bekommen.
In der restlichen Zeit in Can Tho tourten wir oft mit einem Scooter durch die Straßen. Dieser ist auch für die Vietnamesen das Haupt-Fortbewegungsmittel und so sahen wir häufig ganze Familien, die zusammen auf einem kleinen Scooter unterwegs waren.
Wir hatten sowieso den Eindruck, dass eine Straßenverkehrsordnung hier nicht ganz so eng ausgelegt wird, wohingegen Hupen ein ausgeprägtes und allgemein anerkanntes Vorfahrtsmittel ist. Die Regel “Je lauter ich hupe, desto mehr Vorfahrt habe ich” hatten auch wir relativ schnell verinnerlicht und solange man sich an diese ungeschriebenen Regeln hielt, funktionierte alles super!
Auf unseren Scootertouren bekamen wir aber auch das erste Mal einen Eindruck von den weniger schönen Seiten Vietnams. An vielen Straßen- und Flussteilen lagen Berge voll Müll und Plastik und auch bei unserer Bootstour über den Song Hau hatten wir des Öfteren mal halten müssen, da sich Plastik am kleinen Bootsmotor verfangen hatte.
Laut WWF steht Vietnam an vierter Stelle der Länder, von denen aus der meiste Plastikmüll in die Meere gelangt. Ursache sind fehlende Kapazitäten zur Abfallentsorgung, also Deponien und Verbrennungsanlagen. Gerade in der Region Mekong Delta gelangt viel Müll in den Fluss und später ins Meer. Es gibt wohl jedoch schon einige Projekte (unter anderem von WWF), die dem entgegenwirken wollen.
Durch die Tage in Can Tho bekamen wir einen kleinen Einblick in die Region Mekong Delta und das Leben der Einheimischen. Wir durften einige Erfahrungen sammeln und werden wieder Einiges davon mitnehmen und auch erstmal verarbeiten können.
Unterkunft: Green Sunshine Homestay
Aktivitäten: Bootstour Song Hau, Noodle factory, Scootertouren