Unser nächster Tagesausflug zu den Blencoe-Wasserfällen in der Tableland-Region endete, anders als erwartet, mit rauchendem Motor mitten im Nirgendwo. Nachdem Matilda Geoffrey nicht mehr weiter wollte und wir ohne Empfang eine halbe Stunde am Straßenrand der menschenleeren Straße gewartet hatten, kam glücklicherweise eine Bäuerin vorbei. Sie informierte einen ihr bekannten Mechaniker aus dem nächsten Dreißig-Einwohner-Dorf Innot-Hot-Springs (60km entfernt), welcher uns wenig später zu sich in die Werkstatt abschleppte.
Die nächsten zwei Tage wohnten wir im Hintergarten der netten Mechanikerfamilie, während unser Campervan genauer begutachtet wurde. Der Cousin des Mechanikers bot uns an, uns währenddessen etwas von der schönen Tableland-Region zu zeigen.
...hier der denkmalgeschützte "Curtain-Fig-Tree" in Yungaburra...
...der Mount Hypipamee Crater...ist eine riesige Diatreme (Vulkankrater, der durch explosive Vulkanausbrüche entstanden ist) mit einem Durchmesser von 61 Metern und einer Tiefe von 82 Metern...
...der Lake Eacham...
Nach zwei Tagen war leider klar, dass Matilda Geoffrey erstmal bleiben wird, wo sie ist. Der Motor war dahin und der Mechaniker war der Meinung, dass der Autohändler offensichtlich ein bisschen gepfuscht hatte. Da es in Innot Hot Springs weder Empfang, geschweige denn einen Supermarkt gab, entschieden wir uns schweren Herzens dafür, uns ohne Matilda Geoffrey auf den Weg in die nächst größere Stadt und daher ins 150km entfernte Cairns zu machen.
Wir nahmen ein Blatt Papier zur Hand, schrieben groß “Cairns” darauf und stellten uns mit unserem Gepäck an die Straße. Es dauerte nur wenige Minuten bis wir von einem netten “Aussie” (umgangssprachlicher Begriff für Australier) mitgenommen wurden. Er hieß Martin, war Sozialarbeiter und wohnte in Cairns. Er war gerade auf dem Heimweg von seiner Arbeit und erzählte uns auf der Fahrt so einiges über seine Arbeit in den Stämmen der Aborigines (den Ureinwohnern Australiens) und seine Erfahrungen mit deren Kindern. Martin lud uns zu sich nach Hause auf einen Café ein und so verbrachten wir einen schönen Nachmittag im Kreise seiner großen Familie mit Frau, Kindern, seinem Vater und seinem Onkel aus Italien, der wegen Corona bei Martin gestrandet war. Martin hatte vor zwei Jahren die historische Sanitätsstation von Cairns mit Grundstück gekauft und war gerade dabei diese zu restaurieren. Er bot uns an die nächsten Tage bei ihm zu wohnen und uns bei der Abwicklung mit Matilda Geoffrey zu helfen. Letztendlich wurden aus den paar Tagen ganze zweieinhalb Wochen, in denen wir in vielerlei Hinsicht unbeschreiblich viel lernten.
...ehemalige historische Sanitässtation in Edmonton, Cairns...und unser zu Hause für zweieinhalb Wochen...
Man sollte meinen, dass der Motorschaden unseres Campervans unsere Reise negativ beeinflusst hat, aber das Gegenteil war der Fall. Seit dem Vorfall in Innot Hot Springs bekamen wir so viel Unterstützung und Hilfe, ohne dass jegliche Gegenleistung oder gar Geld verlangt wurde. Martin erklärte uns, dass sich die meisten Australier gegenseitig unterstützen und gerade in ungünstigen Situationen füreinander da seien. Dies gehöre zur Kultur und sei in einem solch großen Land mit vielfältigen Gefahren unabdinglich. Auch wir hatten die Möglichkeit Martin bei der Restauration seines Hauses zu helfen und so konnten wir sogar noch unsere handwerklichen Fähigkeiten weiter ausbauen. Vom italienischen Onkel Michael wurden wir täglich italienisch lecker bekocht und abends verbrachten wir nach getaner Arbeit oft gemeinsam am Lagerfeuer.
...wir wurden herzlichst in der Familie aufgenommen...
...in Ruby, die kleine Familienhündin, hatten wir uns auch ganz schnell verliebt...
...ein etwas groß geratenes Lagerfeuer im Hintergarten :-)...
...ein sogenanntes Rhinoceros Beetle sorgte kurz für einen kleinen Schreck...
Zwischendurch schickte uns Martin auf eine dreitägige Campingtour nach Cape Tribulation. Er hatte früher mal dort gewohnt und war der Meinung, dass die Erfahrung mitten im Regenwald unverzichtbar ist. Er stattete uns mit Auto, allem erdenklichen Campingzubehör und einem großen Erste-Hilfe-Koffer aus. Er erklärte uns ausgiebig, wie wir uns gegen giftige Schlangen, handgroße Spinnen und hungrige Krokodile schützen können.
Drei Tage verbrachten wir auf einem Campingplatz mitten im Regenwald und wie der Name schon sagt, hatten wir drei Tage Dauerregen. Zusammen mit Philipp und Tanja aus München, die wir auf dem Campingplatz kennengelernt hatten, erkundeten wir die Gegend bei einer fünfzehn Kilometer langen Wanderung mit Abkühlung in einem Wasserloch und kleineren Spaziergängen durch den Mangrove Walk und zum Strand.
Bei einer kleinen Bootstour durch den Daintree River sahen wir (aus sicherer Entfernung) so einige Krokodile. Das Highlight der Tour war “Scarface”, ein circa drei Meter langes Salzwasserkrokodil, welches durch die vielen Kämpfe mit anderen Krokodilen von Narben gezeichnet war.
Auf dem Heimweg, den wir nach drei Tagen mit glücklicherweise unberührtem Erste-Hilfe-Koffer antraten, legten wir einen Fish&Chips Stopp im schönen Port Douglas ein.
In der Zeit bei Martin und seiner Familie konnten wir auch die Stadt Cairns kennenlernen. Es war ein total schönes Gefühl die Esplanade (Promenade am Strand), die vielen Cafés und die Restaurants wieder belebt zu sehen. Auch bei unserem Ausflug ins riesige Casino war nicht mehr viel von Covid zu spüren.
...Esplanade Cairns...
...zu Besuch im riesigen Casino Cairns...
An einem unserer letzten Tage in Cairns machten wir einen Ausflug ins Touristenstädtchen Kuranda, wo wir einen schönen Tag verbrachten. Das Highlight hierbei war die Fahrt hin und zurück in der historischen Kuranda Scenic Railway, einer Bahn die es schon seit 1882 gibt und ab Cairns durch den Regenwald und so einige Tunnel bis nach Kuranda fährt.
...Barron Falls...Zwischenstopp bei den Wasserfällen...
Über die Zeit bei Martin und seiner Familie sind wir unbeschreiblich dankbar. Zum Abschied schenkte er uns sogar noch ein originales Didgeridoo aus einer echten Aborigine Gemeinde und den Erste-Hilfe-Koffer für alle Fälle. Zwischenzeitlich können wir dank ihm sogar davon ausgehen, dass zumindest der finanzielle Schaden rund um Matilda Geoffrey nicht zu groß sein wird.
Auch unser Visum wurde bis zum Ende des Jahres verlängert. Nachdem die Grenzen innerhalb Australiens nun nach und nach wieder geöffnet werden, werden wir uns die nächsten Wochen einen Mietwagen nehmen und zusammen mit Tanja und Philipp bestenfalls in der Nacht zum 17. Juli die Grenze zum Northern Territory überqueren. Wir sind gespannt auf unsere erste richtige Outback Erfahrung.
Aktivitäten: Innot-Hot-Springs, Cape Tribulation, Port Douglas, Cairns, Kuranda Scenic Railway
Unterkünfte: Matilda Geoffrey, Martin